VIDEO (Umfrage)
Die EU: Ja, Nein, Vielleicht?Ein Projekt des Jahrgangs 2017 der Kölner Journalistenschule.
Editorial
hardtolove.eu
Vorurteile gegenüber der EU
Vorurteil 1
"Die EU packt die wichtigen Themen nicht an."Viele Europäer*innen haben das Gefühl, die EU packt die wichtigen Probleme unserer Zeit nicht richtig an. Ihre Reaktion ist Protest. Doch sieht die EU wirklich tatenlos zu, wie sich unser Planet immer weiter erwärmt? Schafft sie die Meinungsfreiheit im Internet ab? Lässt sie zu, dass Populisten die Parlamente übernehmen?
"Die Politik muss endlich handeln."In hunderten Städten streiken junge Menschen für mehr Klimaschutz. Sie haben Angst, die Politik könnte ihre Zukunft aufs Spiel setzen. Ein Aktivist aus dem bayrischen Erlangen zeigt, wie und warum seine Generation auf die Straße geht.
Musik: Nostalgia of an ex-gangsta-rapper von Deef (Lizenz: CC BY-NC-SA 3.0)
Grenzenloser ProtestWas junge Klima-Aktivist*innen aus verschiedenen Ländern Europas zu ihrem Protest bewegt hat, was sie fordern und was sie selbst für das Klima tun, erzählen sie hier.
Steven Bajada19-jähriger Medizinstudent aus Balzan auf Malta
Im März haben sich 450 Menschen an unseren Protesten beteiligt, viel mehr als noch Wochen zuvor. Schulen und Universitäten unterstützen uns teilweise, aber die Reaktionen einiger Politiker*innen waren komisch: Sie haben uns als Gelegenheit gesehen, Werbung für sich selbst zu machen. Falls sie gewählt werden, hoffe ich, dass sie sich dann wenigstens für das Klima einsetzen.
Was forderst du von der EU?
Der Klimawandel darf später keine dieser Geschichten sein, bei denen wir eigentlich wussten, was wir hätten tun müssen und dann einfach tatenlos geblieben sind. Energieerzeugung, Verkehr und Wohnhäuser müssen bis 2050 klimaneutral sein, sonst kann das Pariser Klimaabkommen nicht eingehalten werden.
Was tust du selbst für das Klima?
Ich nutze den öffentlichen Nahverkehr und vermeide es inzwischen seit einem Jahr, meinen Führerschein zu machen. Zwar esse ich noch nicht komplett vegetarisch, aber meine Ernährung ist inzwischen überwiegend pflanzlich. Das ist besser für meine Gesundheit und den Planeten, weil Tierhaltung viel Wasser und Land verbraucht.
Ander Congil22-jähriger Biologiestudent aus Girona in Spanien
Ich habe ein Video von Greta Thunbergs Rede bei der letzten Weltklimakonferenz in Polen gesehen und anschließend mit meinem Mitbewohner darüber gesprochen. Wir waren der Meinung, dass diese Bewegung auch in Spanien Fuß fassen muss, denn bis dahin gab es hier noch keine Proteste. Anfang März 2019 haben wir dann zu fünft vor dem Rathaus von Girona protestiert.
Ist der Klimawandel für dich denn ein nationales Thema?
Weltweite Ziele sind wichtig, aber weil in allen Teilen der Welt unterschiedliche Zustände herrschen, sollten auch in jeder Region unterschiedliche Dinge für den Klimaschutz getan werden. Aber egal, was auch entschieden wird: Die Ziele müssen auf jeden Fall ambitionierter als diejenigen im Pariser Klimaabkommen sein.
Was forderst du von der EU?
Politik und Institutionen sollen einfach auf die Einschätzungen der Wissenschaft vertrauen, Studien lesen und die vorgeschlagenen Lösungen umsetzen.
Foto: Marina Vargas
Diana Negoita22-jährige Fremdsprachen-Studentin aus Bukarest in Rumänien
Ja, wir sprechen uns mit Leuten aus anderen Ländern ab und versuchen, die Bewegung zusammen aufzubauen. Gerade Leute aus Ländern mit mehr Protest-Erfahrung können uns helfen, weil wir hier in Rumänien noch ganz am Anfang stehen.
Was forderst du von der EU?
Die Politik muss in die Technologien investieren, die es bereits gibt, um fossile Energieträger und Plastik zu ersetzen. Die Gewinne von Unternehmen dürfen nicht länger im Vordergrund stehen. Das sollten sogar die erkennen, die die Profite einstreichen, schließlich werden auch sie betroffen sein.
Was tust du selbst für das Klima?
Ich versuche Verpackungsmüll zu vermeiden. Wasser kaufe ich zum Beispiel nur in Glas- oder Mehrwegflaschen, und statt mein Essen verpacken zu lassen, habe ich immer eine Stofftüte dabei. Das ist kein großer Aufwand und wird bald zur Gewohnheit.
Laura Skala17-jährige Schülerin aus Zagreb in Kroatien
Ich habe mich schon immer für den Klimawandel interessiert, weil ich denke, dass sich jeder damit befassen sollte. Nicht nur die Wissenschaft und jetzt auch die Jugend, sondern alle. Außerdem ist Greta Thunberg für mich und viele andere eine große Inspiration.
Wie groß sind die Proteste in deinem Land, und welche Reaktionen bekommst du?
Wir haben erst einen Streik organisiert, zu dem etwa 2000 Leute gekommen sind. Für das erste Mal war das toll, aber ich hoffe, dass wir noch mehr werden. Die Schulen haben uns dabei unterstützt und ihre Hilfe angeboten. Meine Eltern finden den Protest auch gut, weil sie wissen, dass wir für eine gute Sache kämpfen.
Was forderst du von der EU?
Das Wichtigste ist, dass nicht länger unser Planet zerstört wird. Hört auf, fossile Energien zu benutzen und stellt auf Erneuerbare um. Hört auf, die Wälder abzuholzen. Beendet die Massentierhaltung. Befolgt das Pariser Klimaabkommen und hört auf eure Jugend, denn wir sind die, die mit euren Fehlern leben müssen.
Robin Jullien16-jähriger Schüler aus Vizille in Frankreich
Ich habe Greta Thunbergs Rede bei der Weltklimakonferenz in Polen gesehen und war erstaunt, weil wir uns so ähnlich sind. Wir sind beide 16 Jahre alt, haben das Asperger-Syndrom und den Wunsch, die Welt zu verändern. Dann habe ich die Bewegung in Frankreich ins Leben gerufen. Viele Leute haben sich über mich lustig gemacht, aber ich wusste: Das ist das Richtige.
Wie groß ist der Protest in deinem Land, und welche Reaktionen bekommst du?
Anfang Februar war ich alleine, nur sechs Wochen später haben in ganz Frankreich mehr als 200.000 Menschen demonstriert. Meine Schule hat mir zu meinem Einsatz gratuliert, und auch meine Eltern unterstützen mich. Das ist aber nicht bei allen Eltern so, viele verstehen ihre Kinder nicht. Die Politik ignoriert unsere Forderungen vollkommen, mehr als warme Worte bekommen wir da nicht.
Ist der Klimawandel für dich ein nationales Thema?
Nein, das ist etwas, was über uns allen schwebt, denn wir reden wortwörtlich über den Zusammenbruch, das Ende der Welt. Es ist dringend, Menschen werden sterben, jeder ist unmittelbar betroffen. Aber ich glaube, dass die einzelnen Staaten bald an Bedeutung verlieren werden, weil die junge Generation ein neues System schaffen wird, das alle einbezieht und jedes Lebewesen respektiert.
Widerstand für's WorldWideWeb – wenn Jugend politisch wird
An diesem Samstag geht die Generation Z nicht shoppen, sondern demonstrieren. Ein letzter Versuch. Die Transparente, die sie auf dem Kölner Neumarkt in die Höhe halten, warnen vor dem Ende des Internets. Überall steht das Hashtag #saveyourinternet. Sie sind wütend und enttäuscht von den EU-Politikern. "Stoppt die Zensur!", rufen sie. Vergebens. Kurz darauf, am 26. März 2019, stimmt eine Mehrheit von 348 EU-Abgeordneten für die Reform des Urheberrechts.
Demonstrieren statt Shoppen
Darum geht's
Was die Gegner befürchten
Was die Befürworter wollen
Wie das Thema die Jugend politisiert
3 Fragen an Pascal FouquetAls Mitbegründer der Initiative Safetheinternet weiß Pascal Fouquet (Piratenpartei) um mögliche Folgen der Artikel 17-Debatte.
KommentarDer Rechtsruck nebenanÖsterreich könnte als Nächstes an der Reihe sein. Noch ein Land, in dem Rechtspopulisten demokratische Werte infrage stellen. Damit die Alpenrepublik nicht zu einem zweiten Ungarn wird, müssen überzeugte Europäer*innen jetzt handeln.
Österreich erstmals mitregierte. Damals verhängte die EU Sanktionen, die anderen Mitgliedsstaaten der Union fuhren ihre diplomatischen Beziehungen zu Wien auf ein Mindestmaß herunter. Jetzt regiert die FPÖ erneut. Aber eins hat sich verändert: Rechte Regierungen in Europa sind normal geworden. An sie gewöhnen sollten sich die EU-Bürger*innen aber nicht. Das ist vor allem jetzt vor der Europawahl wichtig.
Wer Medien angreift, gefährdet die Demokratie
Was tun?
Die EU klagt gegen Österreich
Fotos: Marie Haefner
Vorurteil 1
Podcast - Wer braucht schon die EU?"Europa ist toll", sagen die Grünen. "Europa ist unnötig", entgegnet die AfD. Wer hat in einem Streitgespräch die besseren Argumente? Wir haben einen jungen Politiker und eine junge Politikerin der beiden Parteien miteinander diskutieren lassen.
Deine Wahl in fünf Schritten Am 26. Mai ist die Europawahl. Wir erklären dir, wie die Wahl funktioniert und was die Parteien an ihr bemängeln.
1. Du bekommst einen Brief
2. Wie du wählst, ohne ins Wahllokal zu gehen
3. Du entscheidest in der Wahlkabine
4. Deine Stimme im Parlament
Liste der Fraktionen
- SPD: Fraktion der Progressiven Allianz der Sozialdemokraten im Europäischen Parlament (S&D)
- AfD: Europa der Freiheit und der direkten Demokratie ( EFDD)
- FDP: Fraktion der Allianz der Liberalen und Demokraten für Europa (ALDE)
- Bündnis 90/Die Grünen: Die Grünen/Europäische Freie Allianz (Grüne/EFA)
- Die Linke: Konföderale Fraktion der Vereinten Europäischen Linken/Nordische Grüne Linke (GUE/NGL)
- Die Blauen: Europa der Nationen und der Freiheit (ENF)
5. Du bekommst eine Kommissions-Präsident*in
Rechtsruck - eine Gefahr für Europa?Europa geht uns alle an. Und trotzdem: Viele Menschen gehen nicht zur Wahl. Warum aber gerade die Wahlbeteiligung den Rechtspopulisten in die Karten spielt und warum schon fünf Prozent mehr einen großen Unterschied machen können: Wir haben den Politikwissenschaftler Dr. Volker Best gefragt.
"Europawahlen werden auch genutzt, um Denkzettel an die nationale Politik auszustellen."Dr. Volker Best
Vorurteil 2
"Es gibt kein Wir-Gefühl in der EU." Die Gemeinschaft Europa: Zumindest in der Vorstellung einiger, ist das mehr als nur ein gemeinsamer Wirtschaftsraum. Doch wie steht es um das Wir-Gefühl? Sind wir geeinter denn je oder an einem Scheidepunkt angelangt? Über eine Partei, die mehr "Wir" möchte und eine Flugbegleiterin, für die dieses "Wir" längst selbstverständlich ist.
Partei über GrenzenDie Partei Volt will 2019 zum ersten Mal ins Europaparlament einziehen. Das Besondere: Volt gibt es nicht nur in Deutschland. Die Partei tritt in sieben EU-Ländern gleichzeitig zur Wahl an.
Damian Boeselager sitzt in einem Hipster-Café in Berlin-Mitte, das vegetarische Gerichte und Acai- und Kale-Smoothies anbietet. Vor sich hat er ein Glas Wasser. "Das ist hier eigentlich nicht so meins", sagt er. Aber er habe mitgeholfen, das Café aufzubauen und komme deshalb gerne her. Boeselager ist groß und schlank, schlicht gekleidet. Er ist 31 Jahre alt, hat VWL und Philosophie studiert, einen Master in öffentlicher Verwaltung gemacht und als Unternehmensberater gearbeitet. Heute ist er als der deutsche Spitzenkandidat der Partei Volt hier. "Ich hatte nie geplant, in die Politik zu gehen. Darauf hatte ich auch gar keinen Bock", sagt er. "Aber Politik, auf die keiner Bock hat, funktioniert auf lange Sicht nicht."
Eine Flugbegleiterin will wissen, wo es hingehtMila ist 20 und kann zum ersten Mal ihre Stimme bei der Europawahl abgeben. Die richtige Entscheidung zu treffen fällt der Flugbegleiterin schwer, sie fühlt sich verloren. Dabei hätte sie durchaus etwas beizutragen. Wie schwer es sein kann, politisch zu sein. Und wie leicht.
Eben hat Mila* noch lebhaft mit ihren Freund*innen geplaudert. Alle am Tisch sind Anfang 20, sie haben sich zum Abendessen getroffen. Doch dann geht es um Politik. Plötzlich kann Mila nicht mehr mitreden.
*Unsere Gesprächspartnerin möchte lieber anonym bleiben, daher ist dies nicht ihr echter Name.
Dann sieht sie auf Instagram einen Spendenaufruf der Tierschutzpartei. Es geht darum, 20 Kilo Hundefutter an Tierheime zu spenden. Mila ist mit Hunden aufgewachsen, der Hund ihres festen Freundes ist gerade gestorben. "Wenn das Thema mich betrifft, werde ich natürlich emotionaler", sagt sie. Als sie ihre Futterspende abliefert, kommt sie mit den Aktivisten ins Gespräch. Sie laden sie kurzerhand ein, bei der nächsten Spendenaktion mitzuhelfen. Seitdem ist sie in ihrer WhatsApp-Gruppe.
Vorurteil 3
"Die EU macht unnötige Gesetze.""80 Prozent der Gesetze kommen aus der EU"- ein Mythos, der seit Jahrzehnten weit verbreitet ist. Professor Sven-Oliver Proksch erklärt, woher dieser Eindruck kommt. Doch welche Gesetze kommen denn nun wirklich aus Brüssel, welche von der Bundesregierung? Im Quiz findest du es heraus.
Die EU macht unnötige Gesetze"Die meisten EU-Verordnungen sind unnötig, und es gibt viel zu viele davon! - Wie viel ist dran an diesem Mythos und wie beeinflusst die eigene Einstellung Deine Wahrnehmung zur EU? Darüber haben wir mit Sven-Oliver Proksch gesprochen. Er ist seit 2017 leitender Professor am Lehrstuhl für europäische Politik der Universität zu Köln.
Herr Proksch, macht die EU wirklich so viele Gesetze, wie oft behauptet wird?
als auch -Befürwortern weiter verbreitet.
Ist die EU also ein Sündenbock?
Kann "die EU" denn überhaupt etwas tun? Sie ist ja ein Bündnis von Staaten, keine Regierung, oder?
Was bedeutet das für die Wähler*innen?
Wie kann die Politik besser über die EU informieren?
Deutsches oder europäisches Gesetz? Das QuizDie Wahrnehmung kann also trügen. Probiere es aus: Welche der folgenden Gesetze, Richtlinien und Verordnungen sind EU-Initiativen, welche ausschließlich auf nationaler, deutscher Ebene entstanden?
DSGVO
Beim ersten Aufruf einer Internetseite wirst du seit Mai 2018 gefragt, ob du einverstanden bist, dass man Deine Daten nutzt. Du kannst sehen, welche Daten gespeichert werden, und dem teilweise oder gar nicht zustimmen.
Deutsch oder europäisch?
Lösung
Richtlinie zur Förderung der Wasserqualität
Dazu gehört auch die Idee, dass Restaurants ihren Gästen künftig kostenlos ein Glas Leitungswasser hinstellen sollen. So könntest du beim Besuch deines Lieblingslokals Geld für Getränke sparen.
Deutsch oder europäisch?
Lösung
NetzDG
Kritiker fürchten eine Zensur des Internets. Plattformbetreiber, so die Angst von Gegnern des NetzDG, könnten gemeldete Beiträge vorschnell sperren, um Strafen zu vermeiden.
Deutsch oder europäisch?
Lösung
Hühnereier
All diese Informationen enthält ein Code, der auf das Ei gedruckt wird: Der sogenannte Erzeugercode.
Deutsch oder europäisch?
Lösung
Neuwagen-Quote
Umgekehrt gilt: Wenn ein Automobilhersteller bis zum Stichtag 15 Prozent mehr Elektroautos verkauft als heute, dann dürfen die übrigen Fahrzeuge seiner Neuwagen-Flotte wieder mehr CO2 ausstoßen.
Deutsch oder europäisch?
Lösung
Mindestlohn
Die Höhe des Mindestlohns und seine Durchsetzung werden immer wieder kritisiert.Der Mindestlohn gilt für alle Jobs, Ausnahmen gibt es nur bei der Pflege. Deutsche Idee oder Vorschrift der EU?
Deutsch oder europäisch?
Lösung
Vorurteil 5
Was tut die EU eigentlich für mich?Die EU sorgt für offene Grenzen, Reisefreiheit und Frieden in Europa. Und sie gibt im Jahr über 144 Milliarden Euro aus - so steht es im Haushaltsbericht der EU-Komission. Wofür? Und was hast du von diesem Geld?
Wie viel sind 144 Milliarden Euro?
Noch ein Vergleich:
Noch ein Vergleich:
Wie teilt sich das EU Budget auf?So sieht das EU-Budget für das Jahr 2018 aus:
Seit einigen Jahren wächst der zweite große Posten "Ökonomischer, sozialer und territorialer Zusammenhalt". Darunter fasst die EU viele verschiedene Hilfsprogramme für wirtschaftlich schwächere Staaten zusammen, die dort zum Beispiel Jobs schaffen sollen (46,5 Mrd. Euro).
Unter dem Punkt "Konkurrenzfähigkeit in Wachstum und Entwicklung" - mit 20 Milliarden Euro der drittgrößte Posten - wurden viele verschiedene Programme zusammengefasst. Darunter findet sich so Unterschiedliches wie Erasmus, Investmentfonds für Kleinunternehmen oder Wissenschaft, aber auch die Atomaufsichtsbehörde.
Weitere große Ausgabenposten sind die Außenpolitik der EU (8,9 Mrd. Euro) und die Verwaltungskosten. (9,6 Mrd. Euro).
Wovon kann ich denn direkt profitieren?
Erasmus+ und Europäischer Solidaritätscorps: 2,18 Mrd. Euro (2018) Das wohl bekannteste Programm der EU und gleichzeitig auch das Größte, von dem du direkt profitieren kannst. Erasmus+ vernetzt die Bildungssysteme der EU-Staaten (und einiger anderer Länder) miteinander und fördert Auslandsaufenthalte für Studierende, Auszubildende und Lehrkräfte. Fast zwei Millionen Studierende, 650.000 Azubis und 800.000 Lehrkräfte sind bis heute mit Erasmus+ ins Ausland gegangen.
Ein ähnliches Programm ist der "Europäische Solidaritätscorps" (ESC), der im vergangenen Jahr immerhin mit 33 Millionen Euro ausgestattet war. Über den ESC können junge Europäer*innen Freiwilligendienste z.B. in NGOs oder Umweltorganisationen im EU-Ausland machen.
ALS GRÜNDER*IN:
EU-Programm für Beschäftigung und soziale Innovation (EaSI): 118 Mio. Euro (2018). EaSI ist ein Finanzierungsprojekt der EU für kleine Unternehmen und soziales Unternehmertum, insbesondere in wirtschaftlich schwachen Regionen. Hier können Gründer Mikrokredite für ihre Geschäftsidee bekommen, vor allem, wenn sie aus einem sozial schwachen Umfeld stammen und daher nur schwer an günstige Kredite bei einer Bank kämen.
ALS KÜNSTLER*IN:
Creative Europe: 180 Mio. Euro (2018)Ein Programm für die kreativen Köpfe. Wenn du Künstler*in, Filmemacher*in, Musiker*in oder auch Spielprogrammierer*in bist, kannst du deine Ideen bei diesem Programm einreichen und eventuell eine Förderung erhalten.
Und was macht die EU mit dem restlichen Geld?
Die EU investiert auch in grenzüberschreitende Infrastruktur, gibt also Hilfsgelder für den Bau von Straßen, Gleisen oder Strom- und Gasleitungen zwischen den Mitgliedsländern. Das erleichtert das Reisen und hilft dem Warenverkehr zwischen den Ländern. Und es soll dafür sorgen, dass zum Beispiel grüner Strom von den Küsten auch nach Luxemburg oder Österreich kommen kann und Gas aus dem Osten in den Westen der EU. Im vergangenen Jahr umfasste das „Connecting Europe Facility“-Programm 1,53 Milliarden Euro.
Auch sorgt die EU dafür, dass Großprojekte finanziert werden können, die sich ein einziges Mitgliedsland nie alleine Leisten könnte. Ein Beispiel: Das Satelliten-Navigationssystem Galileo. Es ist das europäische Pendant zu GPS, und soll die EU ab 2020 von diesem Unabhängig machen. GPS steht nämlich unter der Kontrolle der US-Armee.Ein anderes Beispiel: Der internationale Thermonuklear-Forschungsreaktor (ITER), an dem die Kernfusion erforscht wird. Für solche Großprojekte gab die EU 2018 gut 1,83 Milliarden Euro aus.
Forschung im Allgemeinen ist ein großes Anliegen der EU. Mit mehr als 11 Milliarden Euro unterstützte sie europäische Forschungsprojekte im vergangenen Jahr. Das ist in etwa so viel, wie der Bund pro Jahr in die Wissenschaft investiert.
Investition in die Wissenschaft
Warum profitiert Deutschland von der EU?Die EU fördert die wirtschaftliche Stärke und die Wettbewerbsfähigkeit Europas und damit auch Deutschland.
Was machen die Politiker in Brüssel eigentlich mit den Beiträgen der Mitgliedsstaaten? Die EU müsste Geld ohne Ende haben, aber wo bleibt es? – Lediglich in den Taschen der Süd- und Osteuropäer, wie Kritiker behaupten?
Diese Förderung gibt es allerdings nur in Ländern, in denen das BIP unter 90 Prozent des EU-Durchschnitts liegt – Deutschland gehört nicht dazu.
Falsch. Deutschland ist ein Exportland und profitiert von kaufkräftigen Nachbarn. Im Jahr 2017 exportierte Deutschland Güter im Wert von 1.200 Milliarden Euro, davon 750 Milliarden Euro innerhalb der EU. Soziale und regionale Verbesserungen in den Mitgliedsländern erhöhen die lokale Kaufkraft, also den Teil des Einkommens, der für Konsumzwecke übrig bleibt, und damit die Menge an Gütern, die aus Deutschland exportiert werden. Hinzu kommt: der Euro spiegelt die gesamte Wirtschaftskraft der EU wieder und damit auch die südlichen Länder.
Wäre der Euro nur Deutschlands Währung, müsste er viel teurer sein - und damit auch die deutschen Exporte. Für viele Ökonomen ist das ein Grund, weshalb Deutschland so viel exportiert. Kein anderes Europäisches Land profitiert derart stark vom Euro wie Deutschland.
profitiert auch direkt von EU-Projekten.
Das zeigt zum Beispiel der Europäische Fonds für regionale Entwicklung. Dieser Fonds investiert in benachteiligte Regionen in der EU – im Jahr 2017 investierte die EU europaweit 50 Milliarden Euro. Davon rund zwei Milliarden in Deutschland. Besonders Regionen in Ostdeutschland profitieren von dem Fonds.
Einmal EU-frei einkaufenDie EU tut nichts für uns, mischt sich aber überall ein – das denken viele. Stimmt das? Reporter Arno Lucaßen hat im Supermarkt nachgeforscht, bei welchen Produkten des täglichen Bedarfs die EU mitredet – und ob das sinnvoll ist oder nicht.
Über dieses Projekt
Mitwirkende:
Thimon Abele
Pauline Faust
Andreas Flammang
Nathanael Häfner
Ulrike Hauswald
Clara Heße
Maren Knödl
Arno Lucaßen
Maybrit Martschin
Anna Meyer-Oldenburg
Pascal Mühle
Max Müller
Sophie Scholl
Jonas Schumann
Timm Seckel
Robin Senpinar
Ronja Tillmann
Jonah Wermter
Julian Wessel
Lehrredakteur:
David Selbach
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Veröffentlicht April 2019